Schloss
Mühlenthal

Das Schloß Mühlenthal hatte seinen Sitz hoch über der Lesum. Noch heute ist der ehemalige Standort im öffentlichen „Knoops Park“ zu erkennen. Der Grundriß des Schlosses im Ortsteil St. Magnus wurde zur Erinnerung im Mai 1996 mit größeren Pflastersteinen ausgelegt. Von diesem Standort hat der Beobachter einen malerischen Blick auf den Fluß Lesum und auf eine 65 Hektar große Parklandschaft.

„Das Dorf St. Magnus liegt auf dem rechten, dem höheren Ufer der Lesum und gewährt einen weiten Blick über das endlose Marschland des Bremer und Oldenburger Gebietes. Im Mittelalter befand sich hier ein dem heiligen Magnus geweihtes Kloster. […] Bischof Adalbert hat hier [..] auf dem sogen. Brink [..] einen Landsitz besessen. Die Schönheit der Gegend scheint also schon damals gewürdigt worden zu sein.“ (A.Wolde 1928)

Der Gartenbau-Architekt Franz Benque, der auch verantwortlich für die Gestaltung des Bremer Bürgerparks war, legte in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts auf Wunsch von Ludwig Knoop diesen Park an. Knoop war ein Bremer Baumwollkaufmann, ein Industrieller und Begründer der russischen Baumwollindustrie. Seinen Stammsitz hatte Knoop bei Kränholm, einer Textilfabrik in der Nähe von Narwa in Estland, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu den größten Unternehmen seiner zeit zählte. Für seine Verdienste wurde Knoop vom russischen Zaren mit dem Titel „Baron“ geehrt.

Das Gut Mühlenthal war Sommersitz diverser Kaufleute, bis Knoop das Landgut 1859 erwarb, um mit seiner Familie die Sommertage in St. Magnus zu verbringen. 1868 kaufte er Grundstücke hinzu und erbaute das eigentliche Schloß Mühlenthal im englischen Tudorstil – einem Baustil der späten Gotik mit Renaissance-Elementen – das auch größer als das alte Haus war. Von nun an verbrachte er dort nicht nur die Sommertage. Nach D.Dahlmann (1998) ließ Knoop in dieser Villa sogar eine Telegraphen-Station einrichten, die ihn mit seinen auswärtigen Geschäfts-Zentren verband.

Nach seinem Tod im Jahre 1894 war keiner seiner Erben bereit, das Schloß zu halten, und so wurde es 39 Jahre später, im Jahre 1933, abgerissen. Fünf Jahre später kam das Parkgelände von Knoop an die Gemeinde Lesum und wurde von jeder Wohnbebauung freigehalten. Es dient heute mit seinen Anlagen und Teichen, Wegen und dem alten Baumbestand als beliebte Erholungsstätte und Ausflugsziel am hohen Lesumufer. Die Aussichtsplattform „Jünglingshöhe“ gewährt einen großartigen Blick über den Fluß und in das weite tiefliegende Marschland. Unterhalb des Hanges, parallel zum Flußufer, verläuft der Admiral-Brommy-Weg. Eine Bronzestatue von Baron Knoop – unweit vom Standort des Schloß Mühlenthal – wurde von Claus Homfeld geschaffen und bereichert seit Oktober 1995 die gepflegte Parkanlage.

von Armin Seedorf