De ole
Väsacker Haven

Die erste Dampffähre, die 1889 ihren Dienst zwischen Vegesack und Lemwerder versah hieß „Frieda“. Der Bankier Schild, ein Mann, der nicht nur vom kommerziellen Denken besessen war, lies dieses Dampfschiff auf seine Kosten bauen. 25 Jahre lang versah die „Frieda“ ihren Fährdienst. Denn einen sicheren Fährbetrieb einzurichten war zwingend notwendig geworden. Es waren fast altertümliche Zustände, die zu der Zeit in Vegesack herrschten.

Wer zum anderen Ufer hinüber wollte, mußte sich entweder durch das schlagen einer Glocke oder durch ein Hornsignal bemerkbar machen. Und da sich inmitten des Stromes eine Sandbank befand, die erst durch die Weserkorrektion beseitigt wurde, vermochte der Fährmann seine Fahrgäste oftmals nur bis zu dieser Sandbank zu bringen. Von dort mußten sie dann -wohl oder übel- abgeholt werden. Bei schwerem Eisgang wurde überhaupt nicht übergesetzt. Bis zum Jahre 1816 befand sich die Fähre in Pacht von Oldenburgern. Dann übernahm sie der Vegesacker Buschmann gegen ein jährliches Pachtgeld von hundert Thalern. Vom Jahre 1826 konnte man von einem Anschlag am Havenhaus die aktuellen Fahrpreise ablesen.

In den „guten alten Zeiten“ legten noch die Raddampfer „Hecht“, „Lachs“ und „Forelle“ am Anleger der Strandlust an, die den Verkehr zwischen Bremen und Bremerhaven aufrechterhielten. Daneben gab es noch zwei kleine Schraubendampfer, die Gazelle und die „Libelle“, die aber nur von Bremen nach Vegesack und später auch bis Farge verkehrten. Aber nicht nur der Personenverkehr erfolgte damals -trotz Eisenbahn- auf der Weser, auch der Frachtverkehr. Zur Weiterbeförderung an die Empfänger dienten zwei Wagen, die man sich vorstellen muß als wären es zu groß geratene „Bollerwagen“. Dieser wurde für viele Stückgüter eingesetzt, ansonsten tat es auch ein ausrangierter Kinderwagen.

Man muß sich den Anleger folgendermaßen vorstellen: Man steht -heutzutage gesehen- am Anfang der Vegesacker Weserpromenade und hat links den Fähranleger und rechts die Strandlust. Geradeaus -wo sich jetzt ungefähr der Vegesacker Wegweiser befindet- war der große Anleger. Vom Gebäude der Strandlust aus verlief ein Holzzaun, der bei dem Weserstrom endete und mit Stacheldraht samt Buschwerk ein durchgehen verhindern sollte. Dort endete die Welt – der Privatbesitz begann. Die damalige Strandstraße wurde erst 1923 angelegt, der Stadtgarten 1930. Aber jeder echte Vegesacker Junge verstand es, irgendwo und irgendwie hineinzukommen. Vielleicht erinnert sich auch noch mancher alte Einwohner an den Wärter des Anlegers, den „Onkel Haake“, bei dem man für wenig Geld ein eisernes Ruderboot mieten konnte, um damit die noch flache Weser mit den vielen Inseln unsicher zu machen.

von Armin Seedorf