Lesum
sperrwerk
Geplant war ein Wasserstauwerk an der Lesum schon seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts: Im Dezember 1617 wurde über den Bau eines Sperrwerkes bei St. Magnus bereits diskutiert. Die Bemühungen scheiterten, denn Graf Anton II von Delmenhorst und Oldenburg befürchtete durch diesen Bau großen Schaden für das Stedinger Land. Auch in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten ist immer wieder in den Akten zu lesen, daß ein Bau in der Lesum vorgesehen war, der das Hinterland vor Sturmfluten schützen sollte. Meistens scheiterte dieses Projekt aus finanziellen Gründen. Auch als 1880 bei einem Deichbruch an der Wümme große Teile des Bremer Stadtgebietes überschwemmt wurden, konnte man sich nicht entschließen, ein Sperrwerk zu bauen.
Im April 1971 wurde das Lesumsperrwerk bei Kilometer 8,0 der Lesum, ca. einen Kilometer oberhalb der Mündung in die Weser, errichtet. Das Sperrwerk an der Lesum gehört zu insgesamt drei Sperrwerken in der hiesigen Region. An der Hunte in Elsfleth und an der Ochtum bei Altenesch stehen die anderen beiden Sperrwerke. Da sich nach dem Bau diese drei Sperrwerke gegenseitig beeinflussen würden, beschlossen 1968 die Länder Niedersachsen und Bremen die drei Bauwerke gemeinsam zu bauen, zu finanzieren und zu betreiben. Eine wichtige Entscheidung an diesem Beschluß war, daß die drei Sperrwerke nur gemeinsam in Betrieb gehen durften. Diese Auflage führte bei der starken Sturmflut im Januar 1976 dazu, daß das Lesumsperrwerk für die Wassermassen geöffnet blieb, obwohl es bereits seit Sommer 1974, nach drei Jahren Bauzeit, betriebsbereit war.
Im November 1979 waren schließlich alle Sperrwerke einsatzbereit. Anlaß für diesen Aufwand war die Hollandsturmflut im Februar 1953. Landesschutzdeiche wurden ebenfalls errichtet: Im Stadtgebiet Bremen wurden von 1955-1962 Deiche in einer Länge von etwa 18 km erhöht und neu gebaut. Nach der schweren Sturmflut im Februar 1962 hatte alleine Bremen sieben Tote zu beklagen. Mehrere hundert Menschen mußten Notquartiere aufsuchen. Die Deiche brachen aber nicht.
An der Vegesacker Weserpromenade befindet sich westlich vom Bootsanleger der Schreiber-Reederei – am Ziegelturm – ein Pegel der Sturmflut von 1962. Man kann sich einen guten Eindruck verschaffen, wie weit das Wasser in das alte Vegesack eingedrungen ist. Die auf Kopfhöhe angebrachte Inschrift gibt die Höhe des Hochwassers an: NN +5,22.
„Grundsätzlich wird das Lesum-Sperrwerk mit dem Ziel geschlossen, im Sommer (1.4.-15.11.) die Überlaufpolder wasserfrei zu halten und im Winter (16.11.-31.3.) ausreichend Speicherraum in den Poldern zu behalten. Maßgebend für die Sperrungen sind die wasserwirtschaftlichen Verhältnisse in der bremischen Wümmeniederung bei Borgfeld. Hier sollen – soweit dies nicht durch hohe Oberwasserabflüsse in der Wümme unmöglich ist – die Wasserstände im Sommer nicht über NN + 2,10 m und im Winter nicht über NN + 2,70 m ansteigen. Dies ist im allgemeinen möglich, wenn am Sperrwerk alle Tiden abgehalten werden, die über NN + 2,50 m auflaufen.“ (F.Bliesener 1981)
Um zu hoch aufgelaufendes Lesumwasser und das hohe Oberflächenwasser bei langanhaltender Sturmflut Richtung Weser zurückzupumpen, wurde an der Südseite des Sperrwerkes ein Schöpfwerk mit drei Pumpen errichtet, von denen jede ein Leistungsvermögen von 15 Kubikmetern pro Sekunde hat.
von Armin Seedorf