Vulkan
Geschichte

Der Bremer Vulkan und seine Vorläufer – Zeitleiste von 1805 bis 1997 – von Wolfgang Kiesel

21. September 1805
Alle Vegesacker Hausväter haben am Utkiek anzutreten und kollektiven Bremer Bürgereid vor dem versammelten Bremer Senat abzulegen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Hafeneinfahrt gründet Johann Lange (1775-1844) auf einem gepachteten Grundstück eine Werft. Diesen Beginn verstand die Bremer Vulkan AG als den Startpunkt ihrer Unternehmensgeschichte.

7. Mai 1817
Das erste deutsche Flußdampfschiff „Die Weser“, gebaut bei Johann Lange, wird mit einer feierlichen Probefahrt in Dienst gestellt.

18. Februar 1837
Der später erfolgreichste Grönlandfahrer, das Vollschiff „Hannover“, läuft bei Johann Lange vom Stapel. Auftraggeber ist die „Grönland-Walfischerei-Gesellschaft“, erster Kapitän: H. Hashagen aus Leuchtenburg. Das etwa 30-Meter-Schiff war mit 60 Mann Besatzung 35 Jahre lang im härtesten Einsatz beim Walfang.

1. Januar 1847
Der erste elektrische Telegraph über eine längere Strecke in Europa wird zwischen Bremen und Bremerhaven in Betrieb genommen. Konstrukteur ist ein Schwiegersohn Johann Langes, der Kapitän Johann Wilhelm Wendt.

Juni 1848
Der Bremer Senator Arnold Duckwitz, Handelsminister der neugewählten Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, übernimmt dort den Auftrag, eine deutsche Kriegsflotte zu beschaffen. Sämtliche größeren Schiffe wurden in England und den USA angekauft, allein der Bau von 26 „Kanonenschaluppen“, kleine geruderte Fahrzeuge mit zwei Kanonen, wie sie sich bereits in Dänemark bewährt hatten. Bei Lange in Vegesack entstanden zwei dieser „ersten deutschen Kriegsschiffe“. Das Kanonenboot „Nr. 9“ lief am 22. März 1849 vom Stapel, „Nr.10“ am 31. März. Die Boote waren etwa 20 Meter lang und 4,50 m breit.

Februar 1849
Der Senat beschließt, Vegesack und Bremerhaven künftig als Städte zu betrachten, um einen von der Frankfurter Nationalversammlung zugebilligten erhöhten Steuersatz für Bremen nicht zu gefährden. Die Lange-Werft profitiert zu dieser Zeit sehr von der Tatsache, sowohl im Bremischen, wie auch im Königreich Hannover (nämlich auf der gegenüberliegenden Seite der Aue) über ein Werftgrundstück zu verfügen. Materialeinkäufe und Aufträge lassen sie auf diesem Wege stets zur „passenden“ Seite abwickeln.

1878
Franzius legt den ersten Entwurf zur Weserkorrektion vor. Obwohl das Vorhaben von Bismarck abgelehnt wird, entscheiden sich die Bremer es allein zu realisieren.

1892
Das erste große Seeschiff, der Lloyddampfer „Hannover“ (2.572BRT) fährt nach Bremen. Die Weser ist dank Franzius jetzt mit 5 Meter Tiefgang bis Bremen zu befahren. Davon profitieren auch die Werften entlang des Stroms.

Spätsommer 1893
Der Vegesacker Reeder Friedrich Bischoff, ein häufiger Gesprächspartner von Victor Nawatzki, dem Geschäftsführer der Langeschen Werft, schlägt die Bildung einer Gesellschafterrunde zur Übernahme der Lange-Werft vor. Mit dabei: Franz Schütte, Eberhard Loose, der Reeder Wätjen, der Schiffsmakler Bunnemann sowie ein Anwalt namens Danziger.

23. Oktober 1893
Zwischen der Witwe von Carl Lange und dem Gesellschafterkreis, zu dem außerdem inzwischen der Papenburger Werftbesitzer Meyer, der Wollkämmerei-Direktor Zschörner und der Werftbesitzer Ulrichs gehören wird ein Vertrag geschlossen. In ihm wird die Langesche Werft auf dem heutigen Lürssen-Gelände für 225.000 Mark verkauft. Das neue Unternehmen erhält ein Grundkapital von 300.000 Mark, das durch die Ausgabe von 300 Aktien à 1.000 Mark an den Gesellschafterkreis aufgebracht wird. Das Unternehmen beginn mit 60 Mitarbeitern.

29. Januar 1895
Beschluß der Vulkan-Gesellschafter-Versammlung, das Geländeder Bremer Schiffbaubetriebe (vormals Ulrichs-Werft) für 500.000 Mark zu kaufen. Gleichzeitig wird das Aktienkapital auf 1,2 Millionen Mark erhöht. Das Grundstück wird offiziell am 15. April übernommen. Das Gelände ist zu dieser Zeit 100.000 m² groß und verfügt über eine Wasserfront von 850 Metern.

28. April 1895
Das erste „richtige Schiff“ seit der Gründung des Bremer Vulkan, der Segellogger „Vegesack“ mit dem Fischereizeichen „BV2“ wird getauft. Baunr. 350 (die Langesche Bauliste wird fortgeführt), L=20,26 m, 73,75 BRT.

Mai 1896
Der Spar- und Bauverein Blumenthal, im Januar 1894 gegründet, verhandelt mit dem Bremer Vulkan über den Bau von Häusern und Wohnungen für die Werftarbeiter. Für 25.000 Mark verkauft der Vulkan eine 5,3 Hektar große Fläche an die Genossenschaft, heute die wesentliche Fläche des Ortsteils Fähr-Lobbendorf.

19. September 1896
Der offizielle Geburtstag des neuen Werftgeländes. Anläßlich des Stapellaufes des Fischdampfers „Minister Jansen“ (Baunr. 381, L=32,30m, 142 BRT, Reeder: Deutsche Dampfschiffahrtsgellschaft „Nordsee“, Nordenham)wurde die neue Werft offiziell in Betrieb genommen. Mit dabei: Bremens Bürgermeister Dr. Pauli. In die neuen Werftanlagen hatte der Bremer Vulkan nochmals 350.000 Mark investiert. Das Gelände ist nach weiteren Zukäufen nun 325.000 m² groß und hat eine Uferlinie von 1.500 m Länge. Außer dem Schiffbaubetrieb gab es jetzt eine komplette Maschinenfabrik „mit allem Zubehör“, wie es Nawatzki formulierte. Das waren eine Gießerei, die Kesselschmiede, elektrisch betriebene Kräne und Werkzeugmaschinen, eine Kupferschmiede und die Klempnerei.

10. August 1897
Der erste Frachtdampfer läuft beim Bremer Vulkan vom Stapel. Die „Joh. Albrecht“ ist für die Neu-Guinea-Compagnie aus Bremen bestimmt und als Fluß- und Seeschiff gleichermaßen konstruiert. Vier Wochen nach dem Stapellauf war das Schiff bereits unterwegs nach Neu-Guinea und hatte unter anderem Teile eines Heckraddampfschiffes an Bord, das zuvor ebenfalls beim Bremer Vulkan gebaut, und nach der Probefahrt zum Überesee-Transport in fünf Einzelteile zerlegt worden war. Dieser Neubau, das Expeditionsschiff „Herzogin Elisabeth“ war mit 18,20 Metern Länge etwa halb so lang, wie die „Joh. Albrecht“, die schon wenige Monate später auf ein Riff geworfen wurde, und verloren ging.

Sommer 1899
Der Bremer Vulkan baut sein erstes reines Passagierschiff (nach einigen Kombischiffen für die Bremer „Argo“). Die Dampfyacht „Andrej Perwoswannij“ ist 40 Meter lang, 8 Meter breit und kann 11 Passagiere befördern. Auftraggeber ist die Kaiserliche Russische Regierung.

1900
Auf dem Werftgelände wird ein 100 Tonnen tragender, elektrisch betriebener Kran aufgestellt.
Die „Straßburg“ wird das erste Schiff für den Norddeutschen Lloyd, für den bis zum Ersten Weltkrieg insgesamt 26 Neubauten erstellt werden. Zum ersten Mal mit größerer Passagierkapazität(845 Personen). Das Kombischiff ist 121 Meter lang, 14,15 Meter breit und hat eine Tragfähigkeit von 6.600 Tonnen. Das Schiff wurde als Truppentransporter während des Boxer-Aufstandes in China genutzt.

1901
Der Versuch, ein Tochterunternehmen in Belgien, den „Vulcain Belge“ als Schiffswerft mit einem großen Trockendock zu etablieren, mißlingt. Der Versuch wird endgültig im Herbst 1903 beendet.

Frühjahr 1903
Der Gleisanschluß für den Bremer Vulkan an die Farge-VegesackerEisenbahn wird fertiggestellt.

Juni 1907
Das 500. Schiff wird gebaut – allerdings auf den Beginn der LangeschenWerft 1805 berechnet: Ein 127 Meter langer Frachtdampfer mit Namen „Naimes“ für die Bremer Roland-Linie.

1908
Die Wirtschaftskrise erreicht die Vulkan-Werft. Die Zahl der Mitarbeiter geht von 2.400 (1907) auf 800 (1909) zurück. Die Produktion im Schiffbau wird 1908 auf 25 Prozent zurückgefahren.

1910
Mit dem Ende der Wirtschaftskrise gibt es einen Boom beim Bremer Vulkan. 1911 wird ein Rekordjahr, Serienaufträge von den großen Reedern werden hereingenommen. Die Zahl der Mitarbeiter steigt bis 1913 auf 3.600. Der Bremer Vulkan wird die Nummer 1 unter den 10 größten deutschen Werften. Im Durchschnitt werden jährlich knapp 40.000 BRT abgeliefert, Nummer zwei ist der Stettiner Vulcan mit 22.500 BRT.

Winter 1910/11
Victor Nawatzki sieht auf der Brüsseler Weltausstellung eine Ausstellungshalle für Maschinen, die zu den modernsten überhaupt gehört. 100 mal 50 Meter groß, mit schnellen Kränen ausgestattet, erwirbt Nawatzki diese Halle nach Ende der Ausstellung für den Bremer Vulkan. Sie wird die neue Montagehalle im Maschinenbau, die von den Vulkanesen noch lange als „Brüsseler Halle“ bezeichnet wird.

9. Juni 1914
Der 75jährige Graf Zeppelin tauft in Vegesack ein 14.100 BRT großen Doppelschrauben-Fracht- und Passagierdampfer, das weitaus größte Schiff (167 m), das der Bremer Vulkan bis dahin gebaut hat. Außerdem das erste große und hochwertige Passagierschiff (2.165 Passagiere).

November 1915
Die erste Marinearbeiten finden auf dem Bremer Vulkan statt. 1916 wird das Reichsmarineamt zum alleinigen Auftraggeber. Aufträge: Zunächst 7, dann nochmal 4 Minensuchfahrzeuge vom Typ 16 (60 m lang, 525 t Verdrängung, 800 PS).

1917
Auftrag des Reichsmarineamtes über 24 U-Boote (MS-Boote, 71,6 m lang, 820/1.000 t Verdrängung, 39 Mann Besatzung). Es werden jedoch nur 8 komplette Boote und vier Rümpfe abgeliefert.

1917
Hapag bestellt 12 Dampfer in Vegesack, „die größten, die der Bremer Vulkan bauen kann“.

März 1918
Der zivile Auftragsbestand der Werft ist auf 370 Millionen Mark gestiegen.

23. Oktober 1918
Zum 25. Geburtstag des Bremer Vulkan schreibt der Vegesacker Stadtdirektor Dr. Wittgenstein: „Die Stadt Vegesack dankt dem Werk viel. Mit dem Gedeihen des Schiffbaus blühen Handel und Wandel der Stadt!“

1919
Der Industrielle August Thyssen hat seit 1916 kontinuierlich Aktienpakete der Bremer Vulkan AG erworben und fordert nun sein aktives Mitspracherecht ein.

1920
Das Kapital des Bremer Vulkan ist seit 1912 bei 10 Mio. Mark, die Dividende in diesem Jahr: 30 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter übersteigt die 4.000er Marke.

3. Oktober 1922
Der Lizensvertrag mit MAN wird abgeschlossen. Er war einer der letzten Vorgänge, die der nun 67jährige Victor Nawatzki als Direktor des Bremer Vulkan bestimmte. Mit diesem Vertrag begann der Bau von Seriendieseln auf dem Bremer Vulkan. Antriebe wurden stets nicht allein für die eigenen Neubauten, sondern auch für Schiffe anderer Werften sowie als stationäre Antriebe für die Industrie entwickelt.

November 1922
Victor Nawatzki scheidet als Vorstand der Werft aus. Seine Nachfolger werden Heinrich Meyer (Kaufm.), Wilhelm Knauer (Maschinenbau) und Mathias Esser (Schiffbau).

1923
Die Familie Thyssen nimmt im Aufsichtsrat des Unternehmens fünf Plätze ein.

1923
Für den Norddeutschen Lloyd wird eine Serie prachtvoll ausgestatteter Fracht- und Passagierschiffe aufgelegt. Die Schiffe sind etwa 150 Meter lang, 19 Meter breit, mit 11.400 BRT vermessen und haben Platz für 1.279 Passagiere. Wirtschaftskrise und Inflation sorgen für nur wenige Werftaufträge

1925
Mit dem Kombischiff „Berlin“ (167 m lang, 21 m breit, 15.300 BRT, 1195 Passagiere) wird wiederum ein Größenrekord in Vegesack gebrochen.

1926
Mit dem Frachtmotorschiff „Ruhr“ wird das erste Motorschiff in Vegesack gebaut. 138 m lang, 18 m breit, Tragfähigkeitbei knapp 10.000 t, Platz für 21 Passagiere. Das für die Hugo Stinnes Linien in Hamburg gebaute Schiff wird von einem 3.100 PS-Diesel angetrieben, noch mit einigen Kinderkrankheiten versehen, insgesamt jedoch stabil laufend (so der Werksbericht)

1928
Der Tankerbau beim Bremer Vulkan beginnt mit einem Riesen: „C.O.Stillmann“ gilt als der größte Tanker der Welt. 172 m lang, 23 m breit, 23078 t Tragfähigkeit, 4.300 PS Diesel. Auftraggeber war die International Petroleum-Company Ltd., Toronto.

1931-33
Neben einigen Loggern für die Vegesacker Fischerei-Gesellschaft sowie einigen Fischdampfern sind Tanker-Folgeaufträge von ausländischer Kundschaft die einzige Beschäftigung auf dem Bremer Vulkan. Teilweise werden Schiffbauer und Ingenieure zum Abwracken eingesetzt, um Arbeitsplätze zu erhalten.

1933
Hier beginnt der Wettbewerb unter den deutschen Werften durch Kreditgewährungen in zuvor unbekanntem Ausmaß. Victor Nawatzki (inzwischen Aufsichtsratsvorsitzender): „Als Sieger der Auftragsverhandlungen werden die hervorgehen, die den Reedern weitgehendst finanzielle Vorteile aller Art bieten!“. Der erste derartige Auftrag kommt von der Reederei Laeisz aus Hamburg. Er enthält einen sechsjährigen Zahlungskredit. Das Schiff war das erste Bananentransport-Motorschiff. Es wurde auf den Namen „Pionier“ getauft.

1935
Immer mehr Aufträge erreichen den Bremer Vulkan aus dem Ausland. 1935 sind es über 50 Prozent, 1936 sogar 67,5 Prozent und 1937 in der Spitze 73 Prozent der Neubauten, die in die USA, nach Großbritannien oder in die skandinavischen Staaten gehen. Es ist zu vermuten, daß die Werft diese Aufträge wegen der Devisenwirtschaft bewußt sehr niedrig kalkulierte.

1937
Die Zahl der „Vulkanesen“, die 1933 auf 600 gesunken war, ist inzwischen auf 3.600 gestiegen. Die Zahl der Aufträge steigt weiter und könnte Vollbeschäftigung für mehrere Jahre garantieren. Es war wie 1914, vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges.

1939
Die Zahl der Ablieferungen ist kontinuierlich gestiegen. Nach 7 Schiffen 1935 folgte 1936 der Sprung auf 13 Schiffe, für 1937 wurden 11, und im folgenden Jahr 10 Ablieferungen dokumentiert. Noch im Jahr des Kriesausbruches 1939 lieferte der Vulkan 10 zivile Schiffe ab, 1940 nur 2 und 1941 noch eines. Für die Jahre 1943 und 44 wird jeweils eine Ablieferung in die Bauliste eingetragen. Es handelt sich dabei um zwei Frachtdampfer mit 101 m Länge und 2.819 BRT, gebaut für die Deutsche Afrika-Linien, beziehungsweise für den Norddeutschen Lloyd.

16. Februar 1940
Vicotor Nawatzki, der bis zuletzt den Aufsichtsrat des Bremer Vulkanangeführt hatte, stirbt am Ort seines Altersruhesitzes in Eisenach.

27. Juli 1940
Das erste U-Boot vom Typ VII B, von dem insgesamt vier Boote in den Jahren 1939 und 1942 entstanden, läuft in Vegesack vom Stapel und geht als „U-73“ in den Einsatz (66,5 m lang, 753/857 t Verdrängung, 44 Mann Besatzung). Der Bremer Vulkan ist nicht selbst Vertragspartner der Kriegsmarine, sondern vielmehr die eigens dazu gegründete „VegesackerWerft GmbH“, die – im Gegensatz zur Aktiengesellschaft – ihre Bilanzen nicht zu veröffentlichen brauchte. Anfangs werden zwei der sieben Helgen für den U-Boot-Bau eingerichtet, spezielle Kräne aufgestellt und ein Magazin umgerüstet.
Ebenfalls 1939 beginnt der Bau von U-Booten des Typs VII C, von dem bis 1942 insgesamt 53 Einheiten in Vegesack in Auftrag gegeben werden. Ab 1941 kamen noch 18 Boote des Typs VII C/41 hinzu, die bis zum Mai 1944, dem letzten Stapellauf in Vegesack, an die Marine abgeliefert wurden. Danach wurden Sektionen zur Montage bei der „AG Weser“ gebaut, Pläne, die Produktion und Montage dieser Sektionen in den U-Boot-Bunker „Valentin“ nach Farge zu verlegen, ließen sich nicht mehr realisieren. Insgesamt wurden etwa 350 U-Boote als Komplett- oder Teilfertigung in Vegesack gebaut.

18. März 1943
Amerikanische Bomber sind erstmals mit einem besonderen Zielabwurfverfahren im Einsatz und werfen Bomben über dem Vulkan-Gelände. Es werden bei dem Angriff 108 Personen getötet, mehr als 100 verletzt. Der hohe Personenschaden ist vor allem darauf zurückzuführen, daß es keine ausreichenden Schutzräume in der Nähe der Arbeitsplätze gab.

22. März 1945
Die Reichskanzlei weist die deutsche Industrie an, im Falle bevorstehender Besetzung durch alliierte Truppen alle industriellen Anlagen zu zerstören. Der Befehl wurde wenige Tage später in einen „Lähmungsbefehl“ umgewandelt, der nur die Zerstörung „betriebswichtiger Teile“ anordnete. Zur Umsetzung dieses Befehls gehörte es, einzelne Stücke aus der Energieversorgung, aus Lokomotiven, Maschinen und anderen Betriebsteilenzu zerstören.

26. April 1945
Die Stadt Bremen taucht erstmals im offiziellen Wehrmachtsbericht auf: „Nach mehrstündiger Artillerievorbereitung traten die Engländer zum Angriff auf Bremen an.“ Die Zangenbewegung der Alliierten reicht aber nicht bis in den Bremer Norden.

28. April 1945
In der Nacht werden die Kisten entsprechend dem Lähmungsbefehl gesprengt, ihr Inhalt wurde von Vulkanesen inzwischen aber gegen wertlosen Schrott ausgetauscht. Der erwartete Einmarsch der Briten unterbleibt jedoch.

2. Mai 1945
Die Mitarbeiter des Bremer Vulkan beginnen mit der „Friedensproduktion“.

7. Mai 1945
Soldaten des britischen „Technical Service“ besetzen den Bremer Vulkan und zeigen sich angesichts der „Friedenssproduktion“ empört. Es werden jegliche Aktivitäten auf der Werft untersagt.

Juni 1945
Die ersten amerikanischen Soldaten begutachten das Werftgelände in Vegesack. Sie planen dort die Einrichtung einer Reparaturwerft, die ehemalige Marinefahrzeuge und sogenannte KfK-Kutter instand setzt, die zum Minenräumen auf der Weser sowie in der Wesermündung zum Einsatz kommen. Rund 2.000 Vulkanesen finden dabei Lohn und Brot. Beim Einsatz dieser Fahrzeuge allerdings verloren etliche deutsche Besatzungsmitglieder ihr Leben oder wurden schwer verletzt.

Oktober 1946
Die Alliiierten erlauben Deutschland nach einem absoluten Schiffbauverbot nun den Bau von Binnen- und Küstenschiffen bis maximal 1.500 BRT und 12 Knoten Geschwindigkeit. Ihr Aktionsradius durfte 200 Meilen nicht überschreiten. Wenige Wochen später wird auch der Bau von Fischereifahrzeugen mit maximal 400 BRT zugelassen.

April 1949
Deutschland erhält von den Alliierten die Erlaubnis, Handelsschiffe zu bauen. Die Baubegrenzungen sind allerdings noch nicht aufgehoben.

1949
Die ersten Neubauten entstehen auf den Helgen in Vegesack. Es sind Fischdampfer und Logger, für die Fischereiunternehmen in Vegesack und Bremerhaven. Der erste Neubau ist die „Oskar Schulze“ mit etwa 43 m Länge, 8 m Breite und exakt knapp unterhalb der 400 BRT-Grenze der Alliierten.

1950
Mit den Baunummer 798 und 799 werden die beiden ersten Nachkriegsfrachtschiffe gebaut. „Antares“ und „Argo“ mit 5.350, bzw. 1.499 BRT für die Bremer Argo-Reederei, erhalten noch Dampfantriebe.
Beim Bremer Vulkan werden zwei Fischereifahrzeuge mit dieselelektrischem Antrieb gebaut, wie man ihn bisher nur aus dem U-Boot-Fahrt kannte. „Freiburg i.Br.“ und „Tübingen“ sind nach neuesten fischereiwissenschaftlichen Erkenntnissen ausgestattet und bewähren sich vor allem bei Expeditions-und Forschungsreisen. Dennoch erhalten sie nur wenige Nachfolger. Dieselelektrische Antriebe wurden beispielsweise bei den Costa-Kreuzfahrtschiffen 1995/96 zum Einsatz gebracht.

1951

Die große Zeit der Serienbauten auf dem Bremer Vulkan beginnt. Von 1950 bis 1951 steigt die Zahl der Vulkanesen um etwa 1.000 auf nunmehr 3.750. Die Zahl der abgelieferten Schiffe dieser beiden Jahre wird mit 21 angegeben mit zusammen etwa 32.000 BRT. Im Maschinenbau werden 1950 noch jeweils 10.000 PS in Dampfmaschinen und Dieselantrieben gebaut, für 1951 verändert sich das Verhältnis entscheidend: 5.000 PS Dampfantrieben stehen 39.000 PS Dieselantrieben gegenüber.

1952
Die dritte Generation der Familie Thyssen führt den Aufsichtsrat des Bremer Vulkan. Baron Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza, auf der Werft eher als „Baron Heini“ bekannt, führt den Aufsichtsrat. Er übernahm die Vulkan-Anteile seines Vaters.

1954
Das erste kombinierte Fracht- und Fahrgastschiff nach dem Zweiten Weltkrieg wird in Vegesack gebaut. Die MS „Schwabenstein“ ist 150 m lang, beinahe 20 m breit und mit fast 9.000 BRT vermessen. Die Tragfähigkeit ist mit 9.590 t angegeben, außerdem sind 86 Passagiere mitzunehmen. Die „Schwabenstein“ war vor allem in der Ostasienfahrt eingesetzt. Auftraggeber ist die Bremer Reederei Orlanda, die dem Norddeutschen Lloyd nahesteht. Im gleichen Jahr wird auch das erste Nachkriegs-Kombischiff an die Elbe ausgeliefert. Die Hamburg-Amerika-Linie erhält die „Hamburg“, in den Maßen vergleichbar mit „Schwabenstein“. Getauft wird das Schiff von Dr. Lotte Adenauer, der Tochter des Bundeskanzlers. In der Spitze verfügt der Bremer Vulkan in diesen Jahren übereinen Auftragsbestand von jeweils mehr als zwei Dutzend dieser Kombischiffe.

Frühjahr 1955
Zur Vorbereitung des Geburtstages auf dem Bremer Vulkan (150 Jahreseit Gründung der Langeschen Werft) findet eine Erhebung zur Situation der Vulkanesen statt. Dabei kommt heraus, daß von 3.000 verheirateten Mitarbeitern rund 1.500 Hausbesitzer sind, das 92 Prozent Feld- oder Gartenland als Besitzer oder Mieter bearbeiten und alle seinerzeit 4.6000 Vulkanesen seit durchschnittlich 7,5 Jahren auf der Werft tätig sind – eine Dauer, die kaum ein anderer Betrieb erreicht.

1959
Das französische Fahrgastschiff „Pasteur“ wird in Vegesack zur fünften „Bremen“ des Norddeutschen Lloyd umgebaut. Der 200 m lange Turbinen-Liner für 1.200 Passagiere soll mit 26,5 Knoten (49 km/h) über den Nordatlatik in die USA schippern. Der Umbau wird zum Großereignis für die Region. Während der Ablieferungsfahrt weserabwärts stehen Hunderttausende beiderseits an den Ufern der Weser.

1968
Die ersten beiden deutschen Vollcontainerschiffe, „Weser Express“ und „Mosel Express“ – beide für den Norddeutschen Lloyd – werden vom Bremer Vulkan abgeliefert. Ihre Indienststellung fiel zusammen mit der Gründung der „Deutschen Container-Dienst GmbH“, einer Gemeinschaftseinrich tung von Hapag und dem Norddeutschen Lloyd, in der richtungsweisende Entscheidungen für die zwei Jahre später stattfindende Fusion der beiden Reedereien getroffen wurden.

1972
Der Vulkan ist Teil der „Thyssen-Bornemisza-Group NV“ mit ihren Zentraleinrichtungen in den Niederlanden. In diesem Mischkonzern gibt es außer Schiffbauund Schiffahrt internationale Industriebeteiligungen, Handelshäuser, Transportunternehmen sowie etliche breitgestreute finanzielle Engagements unterhalb von Mehrheitsanteilen. Dort, wo die Gruppe Führungsansprüche hatte, sind mehr als 20.000 Mitarbeiter tätig, ein Fünftel davon beim Bremer Vulkan. Leiter der Division Schiffbau in der „TB-Group“ wird Dr. Hans-Martin Huchzermeier, seinerzeit auch Vorstandsvorsitzender des Bremer Vulkan.
Huchzermeier schreibt an die Vulkanesen: „Durch die weite Streuung der Aktivitäten wird erreicht, daß immer wieder auftretende Schwankungen konjunktureller Art in einzelnen Wirtschaftszweigen weitgehend aufgefangen werden können. Hierdurch besteht … eine größere Sicherheit des Arbeitsplatzes.“

8. Mai 1973
Das „größte und modernste Baudock der Bundesrepublik“ wird in Vegesack in Betrieb genommen (331 m lang, 59 m breit, 14 m tief. Der 450-t-Bockkran hat eine Höhe von 73 m). Es ist für Schiffe mit einer Tragfähigkeit von bis zu 450.000 t Tragfähigkeit konzipiert. Es besteht sogar die Möglichkeit der Ausweitung bis zu 1 Mio. Tonnen Tragfähigkeit, wie sie Anfang der 80er Jahre noch einmal in Betracht gezogen wird.

14. Juni 1976
Der Neubau mit der Baunummer 1.000 wird auf Kiel gelegt. Es ist der letzte einer Serie von sieben Tankern. Nur ein dreiviertel Jahr nach der Kiellegung kann der Großtanker „Ajdabya“ das Baudock verlassen. Prototyp dieser Serie war der Tanker „Lagena“, der am 28.März 1974 getauft wurde.

22. März 1977
Das neue Verwaltungsgebäude des Bremer Vulkan wird offiziell seiner Bestimmung übergeben. Ende Juli 1975 hatten die Bauarbeiten für das Gebäude begonnen, das modular aus einem 1,2 mal 1,2 m großen Raster entwickelt wurde. Das Haus mit seinen markanten drei Armen verfügt über fünf Bürogeschosse und dem Technikaufbau. Die Bauarbeiten dauern 19 Monate. „Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Rezession ist dieser Bau ein bedeutendes Zeichen für Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft“, formulierte BV-Vorstand Dr. Huchzermeier bei der Inbetriebnahme. Kurz danach veräußerte die Werft das Haus an die Deutsche Anlagen-Leasing und mietete es zurück.

1981
Mit der Baunummer 1001 entsteht in Vegesack das Kreuzfahrtschiff „Europa“ für die Reederei Hapag-Lloyd. Beim Bau des 170 m langen und 28 m breiten Schiffes für 758 Passagiere muß sich die Werft erheblich „finanziell verhoben“ haben; die Liquidität des Unternehmens sackte auf einen Tiefpunkt.

1984
Zum 1. Januar erfolgt die Vereinigung mit der Lloyd-Werft. Die Bilanz des Jahres wird durch die Ablieferungsumsätze der Fegatte Bremen „geschönt“. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert Henke strukturiert den Bremer Vulkan neu: Verstärkte Anstrengungen in schiffbaufenden Bereichen, Fortführung der finanziell/wirtschaftlichen Konsolidierungsmaßnahmen, Zusammenfassung der Reparatur-Kapazitäten in Bremerhaven. Angestrebt wird eine Produktivitätsverbesserung von 20 Prozent. Für 1985 und 86 sagt Henke eine weitgehende Auslastung und in Teilbereichen sogar eine Überbelastung voraus. Die Belegschaft beträgt 3.400 Mitarbeiter, die vom Betriebsrat angestrebte Ausbildungsquote von 10 Prozent ist erreicht.

13. März 1984
Der erste Rammschlag des „Wast-Gebäudes“. „Wast“ steht für“Werkstatt-ausgerichtete Schiffbau-Technologie“ und soll durch eine Reduzierung der Entfernung zwischen Werkstatt- und Bordarbeitsplätzen in der Montage einen erheblichen Produktivitätsgewinn erzielen. „Damit gehört der Bremer Vulkan zu den modernsten und leistungsfähigsten Werften“,sagt das Unternehmen.

1987
Mit 180 Millionen Mark Verlust schrammt der Bremer Vulkan dicht an Liquditätsproblemen entlang. Nur durch massive Einflußnahme der öffentlichen Hand ist das Unternehmen zu stützen. Hans-Elmar Warning ist kurzfristig (April bis September) Vortandsvorsitzender, wird jedoch schnell (November)von Dr. Friedrich Hennemann, der kurz zuvor als Finanzchef in das Unternehmen eingetreten war, abgelöst. 1988 ist der Verlust bereits auf etwa über100 Mio. Mark reduziert. Die Zahl der Beschäftigten im Konzern liegtbei etwa 8.000. Mit 67 Schiffen, gesamt unter 400.000 BRZ, bietet die Ablieferungsbilanzder deutschen Seeschiffswerften für 1987 einen absoluten Tiefpunkt.

Juni 1988
Der Bremer Vulkan präsentiert das „Chinese Water Emporium“ ein Unterwasserparkhaus für bis zu 1.000 Fahrzeuge für das Hongkong des Jahres 2000. „Wir können U-Anlagen bauen“, ist sich der Vater des Projektes, ein Vulkan-Ingenieur, sicher. Für die „American President Line“ werden die derzeit größten Containerschiffe der Welt (4.300 TEU) gebaut. „President Polk“ und „PresidentAdams“ sind 260 m lang, und fast 40 Meter breit. Sie gehören deshalb der „Post-Panama-Generation“ der Containerschiffe an, die nicht mehr durch die Schleusen des Panama-Kanals passen. Die Schiffe wurden aus dem Haushalt des Bonner Verteidigungsministerium subventioniert.

23. Oktober 1990
In Bonn fällt die Entscheidung zum Bau von sechs Tendern für die Bundesmarine mit einem Bauvolumen von insgesamt 359 Mio. Mark. Dabei kommt es erstmals zu einer größeren Zusammenarbeit zwischen dem Bremer Vulkan und der Lürssen-Werft. Die Schiffe (100 m lang, 15 m breit, 40 Mann Besatzung) werden an mehreren unterschiedlichen Standorten gebaut.

28. Mai 1991
Die Frau des Bundesaußenministers, Barbara Genscher, tauft das 2.700 TEU-Container-Schiff „Vladivostok“, das erste von zehn Schiffen einesGesamtauftrages über 1,2 Milliarden Mark. Das Schiff ist 237 m lang und 32,3 m breit. Eigentlich sollte es auf den Namen „Mir“ („Frieden“)getauft werden. Dies lehnten die russischen Staatsreeder jedoch ab.

24. Juni 1992
Auf den Namen „Elbe“ wird der erste Tender der Reihe 404 beim Bremer Vulkan getauft.

7. Juli 1992
Der Grundsatzvertrag zwischen der Treuhandanstalt und dem Bremer Vulkan, betreffend der Übernahme der Werften in Wismar und Stralsund sowie des Dieselmotorenwerkes wird unterzeichnet. Die Struktur der Unternehmen, vor allem bei der Volkswerft in Stralsund, ist noch nicht ausverhandelt.

20. August 1992
Die Hauptversammlung billigt mit großer Mehrheit den neuen Namen des Unternehmens: „Bremer Vulkan Verbund AG“.

14. November 1992
Das Schwerlast-Transportsystem der Werft in Vegesack wird in Betrieb genommen. Es besteht im wesentlich aus einem 14-m-Fahrstuhl, der 3.800t schwere Bauteile auf den Grund des Baudock absenken kann, sowie aus einem Teflonbeschichteten Schienensystem, auf dem endausgerüstete Großsektionen aus dem Freibereich sowie aus der Maschinen-Montagehalle zum Baudock „geschoben“ werden können.

1992
Die Gesamtleistung des Konzerns steigt auf 4,2 Milliarden Mark. Daran sind Schiffbau und Marine mit etwa 40 Prozent beteiligt.

1993
Der Bremer Vulkan bietet vergeblich einen Luxusliner für 1.800 Passagiere und 760 Crewmitglieder an. Das 235 m lange und 32 m breite Schiff ist 22 Knoten schnell und das Modell wirkt wie eine schnittige Yacht. Die „Bremer Vulkan Verbund AG“ hat inzwischen eine Gesamtbeschäftigtenzahl von 25.181. Auf dem Haupt-Organisgramm der AG sind nun knapp 50 Einzelunternehmen aufgeführt.

1994
„Das kommende ozeanische 21. Jahrhundert wird die Ozeane immer stärker in das öffentliche Bewußtsein bringen. Gerade maritime Ressourcen als Medium für Seeverkehr, Quelle für Nahrung, Rohstoffe, Energie und Trinkwasser sowie als Räume schwimmender Produktions- und Wohnanlagen und als Faktor globaler Umweltprozesse werden immer bedeutender. Der Bremer Vulkan Verbund hat sich aus einem Werftenverbund zu einem maritimen Technologiekonzern entwickelt.“ (Zitat Dr. Friedrich Hennemann)

20. September 1994
Der Unternehmensbereich Schiffbau beim Bremer Vulkan wird neu geordnet. Die Werften in Mecklenburg-Vorpommern werden auch unternehmensrechtlich in die Organisation einer Schiffbau-Holding einbezogen. Der Maschinenbau in Vegesack wird offiziell zum Bestandteil des Dieselmotorenwerkes Rostock.

30. September 1994
Der Aufsichtsrat des Bremer Vulkan verabschiedet ein Konzern- und Finanzkonzept, das eine Reduzierung der Unternehmensbereiche von sechs auf vier vorsieht. Alle Schiffbaubetriebe werden in der Vulkan Schiffbau Verbund GmbH zusammengefaßt. Schiffbauchef bleibt Günter Smidt.

25. April 1995
„Trotz der Entschuldung und trotz erheblicher Investitionen von 957 Mio. Mark verfügt die Gesellschaft über liquide Mittel in Höhevon 1,075 Milliarden Mark“ (Dr. Friedrich Hennemann vor der Bilanzpressekonferenz).

5. September 1995
Die „Costa Victoria“ wird in Vegesack ausgedockt und nach Bremerhaven verholt. Das 250 m lange 74.000-t-Kreuzliner soll später 2.250 Passagiere(+ 820 Crewmitgl.) aufnehmen. Für die Ausrüstungsarbeiten in Bremerhaven bleibt weniger als ein halbes Jahr. In Vegesack wurde unterdessen bereits mit dem Bau des zweiten Costa-Schiffes, das mit 78.000 Tonnen ein wenig größer ist, begonnen.

11. September 1995
Der Aufsichtsrat nimmt nach achtstündiger Diskussion den Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Dr. Friedrich Hennemann an. Hennmann soll bis zur Ernennung eines Nachfolgers im Amt bleiben. Die Vorstandsmitglieder Prof. Triebold (Konzernentwicklung) und Dr.Zinken (Finanzen) scheiden bereits zum 12. September aus. In den Medien werden erste Berichte über Liquditätsprobleme des Bremer Vulkan veröffentlicht.

15. November 1995
Auf Druck der Banken tritt Dr. Friedrich Hennemann als Vorstandsvorsitzender zurück, obwohl noch kein Nachfolger berufen ist.

7. Dezember 1995
Betriebsräte der Werften in Ostdeutschland werfen erstmals dem Bremer Vulkan vor, 850 Mio. Mark in den Westen „umgeleitet“ zu haben.

21. Februar 1996
Der kurzzeitige Vorstandsvorsitzende der Bremer Vulkan Verband AG, Udo Wagner, stellt beim Amtesgericht Bremen einen Vergleichsantrag, um juristischen Auseinandersetzungen wegen möglicher Konkursverschleppung zu begegnen. Die Vulkan-Aktie steht kurzfristig bei 2 Mark.

26. Februar 1996
Die Treuhand-Nachfolgeeinrichtung BVS stellt Strafantrag gegen den früheren Vulkan-Vorstand.

26. März 1996
Die Neptun-Werft in Rostock steigt als erste Werft aus dem Verbund aus. Ihr folgen nacheinander auch andere Unternehmen.

1. Mai 1996
Der Anschlußkonkurs für die Bremer Vulkan Verbund AG wird vom Vergleichsverwalter Wellensiek beantragt.

6. Juli 1996
Der frühere Vorstandsvorsitzende Dr. Friedrich Hennemann wird inhaftiert und am 7. August gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 6 Millionen Mark auf freien Fuß gesetzt.

20. Dezember 1996
Die Reederei Costa Crociere wird an die US-Firma Carnival Corp. (Miami) verkauft.

Dezember 1996
Nachdem auch die Conti-Reederei kein Interesse mehr an der Abnahme ihres zweiten Schiffes hat, steht der Weiterbau der letzten beiden Containerschiffe mit den Baunummern 110 und 111 auf der Kippe. Die Münchner Conti-Reederei kauft die typgleichen Schiffe inzwischen deutlich preiswerter in Südkorea und lehnt die Übernahme der Vegesacker Neubauten ab. Die Hamburger Investment Gesellschaft Hansa Century springt ein. Sie kauft beide Schiffe, von denen das letzte im September 1997 abgeliefert werden soll. Der Verlust beträgt etwa 30 Millionen Mark pro Schiff. Der Bremer Senat beantragt die letzten Beihilfen für die Vegesacker Werft als Schließungsbeihilfen. Damit ist das Schicksal der Werftbesiegelt.

Mai 1997
Der weitgehend technisch ausgerüstete Rohbau des zweiten Costa-Schiffes wird an einen norwegischen Reeder für 46,2 Mio. Mark verkauft. Ob der Vertrag zustande kommt, hängt allerdings vom Zustandekommen der Restfinanzierung des Ausbaus (zirka 400 Mio. Mark) ab. Mit der Ablieferung des letzten Containerschiffes am 15. August 1997 wird der Handelsschiffbau in Vegesack eingestellt.