Vegesacker
Ruderverein

Im Jahre 1900 fand die offizielle Gründung des Rudervereins im Hotel „Bellevue“ in der Weserstraße statt. Heute steht dort das gelbe ADAC-Haus mit dem großen schmiedeeisernen Tor. Die ersten Boote wurden von der Lürssen Werft, die ihren Betrieb noch am Vegesacker Hafen -also direkt nebenan- hatte, gebaut. Ende des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrhundert wurde im unteren Teil des Hotelgartens das Bootshaus errichtet.

Der erste Weltkrieg stoppt die Entwicklung des Rudervereins. Die jungen Männer müssen an die Front; neun Ruderkameraden fallen im Krieg.

Im März 1927 entsteht die Damenabteilung, denn zuvor hatten fast ausschließlich Herren gerudert. Im August ’27 wird ein neues Bootshaus -nur einige Meterrechts vom alten- in der Strandstraße errichtet. Einige kennen das im Bauhausstil gebaute Haus noch als „Papageienhaus“ aus den 80er Jahren.

Für Außenstehende muß ich hier erklären, daß man auf zweierlei Weisen am aktiven Rudergeschehen teilnehmen kann: Als Wanderruderer kann man die vielfältigen Landschaften auf Seen und Flüssen Deutschlands und Europas mit geselligen Ruderkameraden kennenlernen und als Rennruderer kann man mit viel Training auf Rudermeisterschaften Siege erringen und seine Medaillen genießen. Beides macht großen Spaß.

Das Renn- und Wanderrudern befindet sich in den 30ern im großen Aufschwung. Zwischen 1930 und 1937 übernimmt der VRV die Organisation von sechs Regatten. In Bremen, Hamburg, Emden und Hannover setzt sich dieser Verein in Regatten durch.

Kaum ist der erste Weltkrieg verkraftet, zerrt der zweite Weltkrieg an den Ruderern. 25 von ihnen fallen im Krieg.

Nach 1945 werden allgemeine sportliche Betätigungen von den Alliierten verboten; somit auch der Rudersport. Ruderboote werden verschleppt, der Anleger verschwindet des Nachts, der Steg wird im Winter verheizt und die Einrichtung im Bootshaus wird entwendet. 1946 gehen zur Freude der Ruderer wieder Boote zu Wasser. Zwischen den Jahren ’47 und ’50 holt sich der VRV in 24 Rennen die Goldmedaille. Die Gesamtruderleistung beläuft sich auf über 64.000 Kilometer.

1952 kommt Vegesack mit seinem Ruderverein ganz groß raus: Der Rennzweier mit Heinz-Joachim Manchen und Helmut Heinold, Steuermann Helmut Noll und Trainer Helmut Buschmann gewinnt bei der Olympiade 1952 in Helsinki und 1953 bei der Europa-Meisterschaft in Kopenhagen jeweils die Silbermedaille. Ganz Bremen und natürlich Vegesack ist in heller Aufregung. In dieser Zeit heißt es „Bremen bei Vegesack“.

Die neue Epoche der Ruderbälle beginnt 1957. Sie werden seitdem alljährlichan jedem ersten Sonnabend im Februar in der „Strandlust“ an der Weser gefeiert. Aber schon seit 1905 gab es dieses Ruderfest, dort hieß es bloß anders: Frühlingsfest.

In den 60er Jahren ist der Ruderverein besonders in Dänemark aktiv am Wanderrudern beteiligt und zwar so sehr, daß der dänische Ruderverband den VRV auszeichnet. In den 70er Jahren gewinnen die Rennruderer 76 Rennen in nur 16 Regatten. Die Rennriege ist stärker denn je.

Die Fahrwasservertiefung der Weser zwang den VRV das alte Bootshaus zuverlassen und ein neues Revier aufzuschlagen. Aber wo? Neben der ehemaligen Wasserschutzpolizei in Grohn an der Lesum schien den Ruderfreunden ganz gelegen. Mit viel Fleiß und Engagement wurde 1974 ein neues Bootshaus errichtet und ein neues Ruderrevier erschlossen. Mittlerweile ist die alte Verwaltung der Wasserschutzpolizei abgerissen worden und das freigewordene Grundstück wird oft für Veranstaltungen wie Bootstaufen oder für Taufen von „Neulingen“ genutzt.

Nach den gewonnen Regatten auf der Deutschen Jugendmeisterschaft in München 1989 ist der VRV der drittstärkste Ruderverein Deutschlands. Die Gesamtruderleistung beträgt insgesamt über 80.000 Kilometer.

Auch als „normaler Spaziergänger“ kann man am Sonntag bei Kaffee und Kuchen gemütlich von der Terrasse des VRV aus dem Ruderertreiben zugucken. Einen Strand findet man hier heutzutage nicht mehr vor, aber der Ausblick auf den „Schönebecker Sand“ oder Richtung Niederbüren ist wunderbar.

von Armin Seedorf