Söhne und Töchter
des Ortes
- Friedrich Bischoff (* 1861 in Vegesack; † 1920), Reeder und Kaufmann
- Georg Gleistein (* 1770 in Fähr; † 1830 in Vegesack), Segelschiffskapitän, gründete 1824 die Tauwerkfabrik Georg Gleistein & Sohn
- Hermann Grevesmühl (* 1878 in Aumund; † 1954 in Schönebeck) deutscher Musiker, Konzertmeister und Musikpädagoge
- Wilhelm Hartmann (* 1844 in Aumund; † 1926 in Esher, England) deutscher, später englischer Unternehmer. Er stiftete das Krankenhaus Hartmannstift, zunächst Krankenhaus für Vegesack, dann bis 1988 Frauenklinik des Zentralkrankenhauses Bremen Nord. 1877 wurde er Ehrenbürger von Vegesack. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg brachen die Verbindungen zu seiner Heimatstadt ab.
- Addig Jaburg (* 1819 in Vegesack, † 1875) Porträt- und Stubenmaler
- Johann Lange (* 1775 in Vegesack; † 1844); auf seiner Werft lief das erste von einem deutschen Schiffbauingenieur in Deutschland erbaute Dampfschiff Die Weser vom Stapel
- Friedrich Klippert (* 1862 in Vegesack; † 1934) erster Direktor der Bremen-Vegesacker Fischerei-Gesellschaft
- Hans Neumann (* 1908 in Aumund; 1944 im Zuchthaus Brandenburg ermordet), organisierte ab 1933 den Widerstand im Landkreis Blumenthal und auf dem Bremer Vulkan
- Albrecht Poppe (* 1847 in Vegesack; † 1907) Zoologe und Schriftsteller
- Johann Friedrich Rohr eröffnet die erste Druckerei in Vegesack und war Herausgeber der Zeitung „Vegesacker Wochenblatt“, die vom 10. Mai 1849 an erschien
- Friedrich Rohr (1850–1913), Druckereibesitzer, Stadtdirektor von Vegesack, Sparkassenchef und Mitglied der Bremischen Bürgerschaft
- Waltraud Schoppe (* 1942 in Aumund) 1990 bis 1994 Frauenministerin des Landes Niedersachsen und Gründungsmitglied der Partei Die Grünen
- Jürgen Trittin (* 1954 in Vegesack), Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit von 1998 bis 2005, Bundestagsfraktionvorsitzender
- Adolph Bermpohl (*17.01.1833 in Gütersloh; † 07.05.1887 Bremen) war Navigationslehrer in Vegesack und gründete den Vorläufer der DGzRS. Nach ihm ist ein Seenotrettungskreuzer der DGzRS sowie eine Straße in Vegesack benannt
- Walter Momper (* 1945), SPD Politiker und ehemaliger regierender Bürgermeister von Berlin, wuchs in Vegesack auf.
Gerhard Rohlfs
Gerhard Rohlfs wurde am 14.4.1831 in Vegesack als Sohn eines Arztes geboren. Nach einer unsteten Jugend ging Gerhard als Fremdenlegionär nach Algerien, wo er 1855-60 als Feldscher an französischen Feldzügen teilnahm. 1860 bereiste er als Zivilist und verkleidet als Mohammedaner Algerien. Mit dieser ersten Reise beginnt der „Aussteiger“ den Wiedereinstieg in die bürgerliche Gesellschaft.
1865 durchquerte er die Sahara und lieferte für die damalige Geographie wichtige Beschreibungen. Aus dem Abenteurer und Haudegen wird ein geschätzter (Amateur-) Geograph und Forschungsreisender, der bei späteren Expeditionen erstmalig die Fotographie zur Dokumentation archäologischer Grabungen einsetzt.
Berühmt wurde der Publikumsliebling seiner Zeit allerdings weniger wegen seiner wissenschaftlichen Arbeit, sondern wegen seiner fesselnden Reisebeschreibungen. Trotz seiner mangelhaften Ausbildung gilt er als einer der wichtigsten deutschen Afrikareisenden neben Heinrich Barth, Gustav Nachtigal oder Georg Schweinfurth. Der Autodidakt Rohlfs stand kurze Zeit erfolglos im Reichdienst als Konsul auf Sansibar und starb 1896 in Godesberg.
Albrecht Roth
Im Westen des Ortsteiles Vegesack befindet sich zwischen der Gerhard-Rohlfs-Straße und der Weserstraße die Albrecht-Roth-Straße, und bei der Vegesacker Kirche steht auf grünem Rasen ein Denkmal, das die Inschrift trägt: „Medizinalrat A.W.Roth, Naturforscher 1757-1834“. Aha! Bloß was hat er denn erforscht dieser Herr Roth, und warum setzt ihm diese Stadt sogar ein Denkmal?
Fangen wir am besten im oldenburgischen Dorf Dötlingen an. Dort nämlich wurde Albrecht Wilhelm Roth am 6. Januar 1757 als ältestes von elf Kindern des Pastors Gottfried Roth geboren. Vom Vater, der ein großer Naturfreund war, wurde der begabte Junge schon früh zu Beobachtungen der Pflanzen- und Tierwelt der Heimat angeregt. Vom Vater und einigen Hauslehrern erhielt er bis zum vierzehnten Lebensjahr auch den ersten Schulunterricht und besuchte später kurz das Gymnasium zu Oldenburg, um dann endlich auf der Universität Halle Medizin studieren zu können. Natürlich kamen auch seine geliebten botanischen Studien in der floristisch reichen Gegend nicht zu kurz.
Medizin und Botanik standen damals noch in einer weit engeren Verbindung als heute, wurde doch die Pflanzenkunde, vornehmlich als Heilpflanzenkunde, mehr als Hilfswissenschaft der Medizin anerkannt. Noch bis an den Anfang des 19. Jahrhunderts wurde an den hohen Schulen die Botanik meist von Professoren der Medizin vertreten. Nach seiner Promotion zum Doktor der Medizin in Erlangen ließ Roth sich mit 21 Jahren als Arzt in seinem Heimatort Dötlingen nieder, siedelte aber bereits ein Jahr später nach Vegesack über, wo er in dem damals etwa 1.000 Einwohner zählenden Flecken und dessen Umgebung als einziger Arzt ein sehr weites Betätigungsfeld fand.
Kaum ließ er sich in Vegesack nieder, begann er auch schon mit einer regen wissenschaftlichen Publikationstätigkeit. Meistens waren es botanische Schriften, die oft auch in lateinischer Schrift verfaßt waren. Mit Recht konnte der Bremer Arzt und Naturforscher W. Focke in einem Artikel über Roth schreiben: „Während des ersten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts gehörte Roth zu den angesehensten deutschen Pflanzenkennern. […] Vegesack erschien den Botanikern damals als eine mit Bremen zusammenhängende Pflanzstätte der Wissenschaft.“ Das hohe Ansehen Roths sowie die eigene Kenntnis von dessen Schriften veranlaßte Goethe, unsern Vegesacker Gelehrten für den Botanischen Lehrstuhl an der Universität Jena vorzuschlagen.
Mit dreißig Jahren -1787- erwarb Roth am Hochufer der Weser ein Gelände zur Anlage eines Gartens. Damals gehörte dieses Gebiet, in dem seit 1773 das Dorf „Neu Vegesack“ langsam im Entstehen begriffen war, nicht zum Alten Vegesack. (Alt- und Neu-Vegesack wurden 1804 miteinander vereint, und erst 1850 wurde der Flecken Vegesack zur Stadt erhoben.)
Deshalb mußte sich Roth an das zuständige Amt Blumenthal wenden, wodurch er, und zwar als Geschenk des Königs von England, soviel Land erhielt, „als er bebauen könne und wolle“. Natürlich war das Geschenk ein ziemlich karges Land, größtenteils aus Heide und Flugsanddecken bestehend. Nur hier und da wuchsen Bäume. Mit viel Mühe und Beharrlichkeit hat Roth daraus einen schönen Garten gemacht.
Viele seltene Pflanzen wuchsen auf diesem Stückchen Land, das viele Botaniker-Herzen bestimmt höher schlagen ließ. Später -1820- hat Roth seinen Garten, den er übrigens stets auch für seine Mitbürger offenhielt, noch bedeutend erweitert, so daß schließlich der größte Teil des Weserufers zwischen dem früheren „Alt-Vegesack“ und dem Fährgrund in seinem Besitz war.
Dem Garten gegenüber, nördlich der heutigen Weserstraße, baute Roth sein Wohnhaus mit anschließendem Gewächshaus. In Trockenzeiten schleppte er eigenhändig das Gießwasser den steilen Hang von der Weser herauf. Auch das Holz für den Gewächshausofen zersägte und spaltete er meistens selber. Dazu kam die Pflege der Pflanzenbestände im Freiland, die botanischen Untersuchungen und die wissenschaftliche Arbeit am Schreibtisch. Wie das alles neben der anstrengenden ärztlichen Praxis, die oft weite Wege zu Fuß auf beiden Seiten der Weser erforderte, zu bewältigen war, ist erstaunlich.
Hätte er die vielfältige Arbeit, in die er mit anspruchsloser Art hineingewachsen war, als schwere Last empfunden, so hätte er vielleicht nicht die ehrenvollen Berufungen nach Jena und Erlangen abgelehnt, die ihn wahrscheinlich von mancher körperlichen Bürde befreit hätten.
In Roths späteren Jahren war er nicht mehr der einzige Arzt in Vegesack und umzu. Mit der beträchtlich ansteigenden Einwohnerzahl hatten sich noch andere Ärzte niedergelassen, so auch Heinrich Gottfried Rohlfs in der Langenstraße (heute: Gerhard-Rohlfs-Straße), der Vater des später so berühmt gewordenen Afrikaforschers Gerhard Rohlfs.
Eine reizvollere Lage als die des Rothschen Gartens konnte es in Vegesack kaum geben, doch zum Kummer seines Besitzers war das damals noch ungeschützte Hochufer der Weser stets dem Angriff von Sturmfluten und des Eisganges ausgesetzt, was immer wieder zu Landverlusten führte. Was ist aus diesem Gartengelände geworden? Es ist begreiflich, daß das herrlich gelegene Grundstück mit dem weiten Ausblick über den Strom und das oldenburgische Land sehr bald Bremer Kaufherren anlockte, um sich dort Sommersitze zu erbauen. 1922 wurde die Strandstraße angelegt; heute ist sie eine für jegliches „Fuhrwerk“ gesperrte Promenade, die am Stadtgarten entlangführt. Und dieser Garten , in dem sich die wundervolle Lage am etwas terrassierten Hang mit gärtnerischem Geschick und Geschmack vereinigt, dient heute als Erholungsstätte für die Allgemeinheit, sicherlich die beste Verwendung des einstmals Rotschen Geländes, die man sich wünschen kann.
von Armin Seedorf
Friedrich Lürssen
Aus einer in Altenesch beheimateten Schiffer- und Bauernfamilie stammte Friedrich Lürssen, der am 1. März 1851 in Lemwerder geboren wurde. Lürssen war ein lebhafter und aufgeweckter Knabe und wuchs in einem „Paradies“ an Deich und Weserstrom heran. Zu seiner Zeit blühte gerade die Segelschiffahrt, der Holzschiffbau und somit auch das Bootsbaugewerbe.
Nach gründlicher Schulausbildung in Lemwerder folgte für Lürssen schwere Lehr- und Gesellenjahre im heimischen Bootsbau, durch die er jedoch zu einem großem Fachwissen gelang. Er war auch sehr musikalisch begabt und übte in seiner Freizeit das Hornblasen. Von 1872 bis 1874 diente er in Minden an der Weser als Pionier, und durch diese Tätigkeit wurde sein handwerkliches und technisches Können weiter gefördert. Schon als 24jähriger baute er sich mit Hilfe seines Schwiegervaters eine Bootswerft in Aumund auf, die zunächst nur Rettungs- und Arbeitsboote herstellte. In den frühen achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts förderte er den Wassersport, der zu dieser Zeit allgemein aufkam.
In den frühen achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts förderte er den Wassersport, der zu dieser Zeit allgemein aufkam. 1890 war Lürssen zur Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung mit einem reichen Angebot seiner Fertigung vertreten und erhielt seine ersten Medaillen und Ehrenpreise. Anläßlich dieser Ausstellung knüpfte er mit Gottfried Daimler eine Verbindung an, da sich der Motorenbau in dieser Zeit schon in einem fortgeschrittenen Zustand befand. Im Jahre 1910 war ein Umzug an die Lesum -zum heutigen Standort- notwendig: Ein Großbrand vernichtete die alte Werft in Aumund. Lürssen hatte Glück im Unglück: Von nun an konnte er den Bau großer Motoryachten und Gebrauchsfahrzeuge auf dem wesentlich größeren Gelände aufnehmen.
Lürssen errang einige wertvolle Trophäen in Schiffsrennen und bekam eine große Anzahl von Exportaufträgen für Passagier- und Verkehrsfahrzeuge. Nach und nach wandelten sich die Schiffsformen grundlegend: Die gewonnenen Erfahrungen wurden zum Bau von Rennbooten und großen, schnellen Luxus- und Spezialfahrzeugen verwendet. Auf diese Weise hat Lürssen dazu beigetragen, mit seinem Wissen und Können einige entscheidende Fortschritte in der Großschiffahrt zu verwirklichen. Friedrich Lürssen starb am 30. November 1916 in Bremen. Die Straße, an der die Werft bis zum Brand in Betrieb war, erhielt 1951 seinen Namen. Sie verläuft zwischen Zollstraße und An der Aumunder Kirche.
Victor Nawatzki
Victor Stanislaus Nawatzki wurde am 8. Juni 1855 in Oppeln an der Oder (Oberschlesien, jetzt Polen) geboren. Ihn drängte es von Jugend auf zur See. Mit sechzehn Jahren verließ er das Gymnasium und wurde Schiffsjunge. Nachdem er aber seine einzige Seereise, die ihn fast um die ganze Welt führte, gemacht hatte, wurde er als untauglich entlassen, da er von einer Augen- und Gehörkrankheit geplagt wurde. Auf einer Oberrealschule holte er das Abitur nach und studierte von 1877 bis 1880 an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg Maschinen- und Schiffbau.
Von 1881 an arbeitete er als Ingenieur zuerst einige Jahre bei Blohm & Voß in Hamburg und anschließend auf einer Werft in Papenburg. Im November 1887 begann er seine Tätigkeit in Vegesack, wo die damals noch sehr berühmte Werft des Johann Lange bestand, der jedoch inzwischen verstorben war, und seine Erben zeigten keinerlei Interesse an dem Vermächtnis, was Nawatzki dazu veranlaßt hatte, die Werft zu übernehmen, da es schien, als ob wieder eine große Schiffsbauzeit auf Vegesack zukäme. Im gleichen Jahr begann Nawatzki mit dem Wiederaufbau der einst so bekannten Werft und knüpfte eine Beziehung mit dem damals wohl bedeutendsten Bremer Kaufmann Franz Schütte an. Auf diese Weise wurde am 23. Oktober 1893 die Werft Bremer Vulkan Aktiengesellschaft Schiffbau und Maschinenfabrik gegründet. Nawatzki wurde Direktor und war stets bemüht, mehr Platz für die immer weiter ausdehnende Wert zu gewinnen, deshalb zog er 1895 mitsamt der Wert nach Fähr-Lobbendorf um und fusionierte mit der Ullrichs Werft.
Bereits um 1910 stand der Bremer Vulkan unter den 10 größten deutschen Werften fast an der Spitze. Am Kriegsschiffbau hatte sich Nawatzki nie beteiligt, abgesehen von den Kriegsjahren, in denen er auf staatlichen Druck hin U-Boote bauen mußte. Als er im April 1922 von seinem Posten zurücktrat, hatte er noch kurz zuvor den neuen Zweig der Produktion von Dieselmotoren eingeleitet. Er blieb jedoch auch in seinem Ruhestand als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Firma verbunden. In einem Glückwunschschreiben zum 25jährigen Jubiläum des Bremer Vulkan hieß es: „Wer die Geschichte des Bremer Vulkan schreiben will, wird die Biographie von Nawatzki schreiben müssen.“
Victor Stanislaus Nawatzki starb am 16. Februar 1940 in Eisenach. Die nach ihm benannte „Nawatzkistraße“, -nahe am Vegesacker Schwimmbad- die den Fährer Flur und Schüttes Kamp verbindet, erinnert noch heute an ihn.